Die Universität Graz mischt in der europäischen Liga mit. Sie war eine der ersten Hochschulen, die mit der Arqus Allianz bei der EU-Initiative „European Universities“ mit an Bord waren. Und dieser Drang an die Spitze setzt sich fort. Arqus hat erfolgreich eine EU-Förderung in der Höhe von zwei Millionen Euro für gemeinsame Forschungs- und Innovationsagenden eingeworben.
Die Uni Graz und ihre sechs Partner-Universitäten ziehen an einem Strang, um mit exzellenter Forschung einen nachhaltigen Wandel der Gesellschaft zu erzielen. Für die wissenschaftliche Koordination des Projekts „Arqus Research & Innovation“ zeichnet die Universität Graz verantwortlich.
Vizerektorin Petra Schaper-Rinkel, die das EU-Vorhaben leitet, und Vizerektor Christof Gattringer schildern, was die Allianz der Wissenschaft und speziell der Universität Graz bringt.
Welche Erwartungen knüpfen Sie an Arqus?
Petra Schaper-Rinkel: Unser Ziel ist es, exzellente Forschende und Lehrende der Partneruniversitäten zusammenzubringen. Wir wollen auf der Breite der Fächerkulturen und der Diversität in Europa aufbauen, um mit Grundlagenforschung die Möglichkeiten des digitalen Wandels und der sozial-ökologischen Transformation zu erforschen und Beiträge für ein zukünftiges Europa zu leisten. Die Komplexität dieser Fragestellungen brauchte eine intensive internationale Zusammenarbeit. Mit Arqus sind wir in der Lage, diesen Spirit noch umfassender zu leben. Und es ist mehr als eine Allianz – es geht um die Vision von europäischen Universitäten.
Abgesehen von den nationalen Grenzen wie lassen sich kulturelle und fachspezifische Unterschiede zwischen den insgesamt sieben Universitäten überwinden?
Schaper-Rinkel: Genau darum geht es im Projektteil Transformational Excellence. Denn Exzellenz bedeutet in unterschiedlichen Fächer- und Forschungskulturen etwas ganz anderes. Wenn wir nicht von wenigen kommerziellen AnbieterInnen von Rankings und Ratings abhängig sein wollen, müssen wir aus der Vielfalt der europäischen Wissenschaft heraus stimmige Exzellenzkriterien entwickeln.
Christof Gattringer: Auf der einen Seite gibt es Disziplinen, vor allem in den Naturwissenschaften, die unabhängig von ihrer Kultur ganz selbstverständlich global zusammenarbeiten. Auf der anderen Seite gibt es Fachrichtungen, für die es eine Bereicherung sein kann, sich gezielt mit anderen Kulturen auszutauschen.
Wie kann das kürzlich gestartete EU-Projekt „Arqus Research & Innovation“ unterstützen?
Gattringer: Natürlich sind viele ForscherInnen gut vernetzt. Meist arbeitet man in diesen Partnerschaften aber punktuell zu einem Thema zusammen. Arqus geht weit darüber hinaus. Es bietet ein Gesamtpaket, um sich unter anderem zu Forschungsfragen, Nachwuchsförderung, Doktoratsschulen und der Nutzung von Infrastruktur abzustimmen.
Schaper-Rinkel: Mit den europäischen Universitäten ist die Chance verbunden, dass wir die Zusammenarbeit strukturell-systematisch aufsetzen. Die Perspektive ist, dass wir alle in Zukunft europäisch kooperieren können – einfach und ohne bürokratischen Aufwand.
Kann Arqus gleichsam als Eisbrecher für weitere und folgende Kooperationen fungieren?
Schaper-Rinkel: Gemeinsam mit unseren Arqus-Partnerinnen sind wir gewissermaßen ein universitäres Reallabor. Wir wollen ein Modell generieren, das über unsere Allianz hinauswirkt und eine gelebte Selbstverständlichkeit eines gemeinsamen europäischen Forschungsraumes schafft. Die Allianz ist als Projekt ein Zwischenschritt. Das Ziel sind europäische Universitäten, in der die Partner jeweils ihre ganz besondere Geschichte und ihr unverwechselbares Profil haben und trotzdem Studierende und Forschende sich zwischen den Orten so einfach bewegen können wie bisher mindestens zwischen den Universitäten eines Mitgliedstaates.
Die Universität Graz koordiniert im Rahmen von Arqus die Aktionsschiene Forschungsunterstützung und Förderung von NachwuchswissenschafterInnen. Wohin soll die Reise gehen?
Gattringer: Wir haben in den letzten 10 bis 15 Jahren große Fortschritte gemacht, die Qualität in der Ausbildung unserer DoktorandInnen gezielt zu steigern. Das internationale Element in Form eines Auslandaufenthalts ist darin fest verankert. Mit Arqus wollen wir das nun breiter und einfacher zugänglich machen.
Gemeinsamkeit kommt auch durch die beiden thematischen Schwerpunkte des EU-Projekts zum Ausdruck. Im Mittelpunkt stehen ausgewiesene Stärken der Universität Graz: Künstliche Intelligenz und digitale Transformation sowie Klimawandel. Wie kam es dazu?
Schaper-Rinkel: Die Fokussierung geht auf die Initiative unserer Universität zurück. Die Partner-Universitäten haben sich unserem Vorschlag angeschlossen. Wir werden nun Konsortien bilden. Als Allgemeinuniversität verfügen wir beim Thema Künstliche Intelligenz und digitale Transformation über ein hohes Maß an Expertise, wir können den digitalen Wandel aus einer breiten geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektive analysieren und gemeinsam Gestaltungsperspektiven erarbeiten. Arqus erhöht die Chancen, gemeinsam große Forschungsprojekte auf EU-Ebene einzuwerben.
Gattringer: Klimawandel und Digitalisierung sind zentrale Themen in Forschung und Gesellschaft. Mit unserem Wegener Center, das mittlerweile auch in andere Bereiche ausstrahlt, sind wir hervorragend positioniert und das Thema Digitaler Wandel wird in den kommenden Jahren in unserem Forschungsportfolio gezielt weiter ausgebaut werden.